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Eine Aussenküche für das Cruisemobile

Schon damals in unserem Wohnwagen war uns klar, wir werden niemals im Wagen kochen. Wenn ich mit dem Essen fertig bin möchte ich vom Essen absolut nichts mehr riechen müssen. Deswegen haben wir unsere offizielle "Pflicht-Kochstelle" nach der Umtragung wieder ausgebaut. Gekocht haben wir im Urlaub immer auf einem externen Kocher auf einem Extratisch im Pavillion. Das hat mich aber 1. total genervt, weil der Tisch wackelig war, 2. weil der Kocher total anfällig für Wind war, 3. weil der Aufbau immer ein Geraffel war und man oft dachte, ach scheiss drauf ich hab jetzt keinen Bock das alles aufzubauen und hinzustellen, und last but not least hatte man dann oft Essensgerüche im Pavillionstoff. In Retrospektive war bei uns auch seltsam, dass wir trotzdem alle Kochutensilien im Innenraum in einem "Küchenschrank" hatten, obwohl wir nie innen gekocht haben. Man musste also auch alle Kochgeräte und Zutaten dann vom Wagen nach aussen tragen und danach wieder alles rein. Keine Ahnung warum, das haben wir einfach nie hinterfragt. Machen alle so, machen wir auch. Strange.

Nun waren wir im Frühjahr diesen Jahres mit dem Cruisemobile ein Wochende auf einem Festival und standen dort im Campingbereich. Wie man sich vorstellen kann waren da auch unzählige VW-Busse. Irgendwie war unsere Parzelle sehr klein und ich hätte auch nie drangedacht dort wie auf dem Campingplatz groß aufzubauen. Gegessen haben wir eh in der Venue weil es dort unzählige, sehr sehr gute, Essensbuden gab. Aber zum Frühstück ein Ei wäre schon geil gewesen. Wie dem auch sei, am letzten Tag des Festivals kam ich von der Wasserstelle und laufe zum Wagen zurück, da steht ein paar Fahrzeuge vor uns einer am Heck seines Bullies und macht sich doch tatsächlich in der Heckküche ein Spiegelei. Ich dachte ich krieg zuviel! Aber da hat es bei mir Klick gemacht. Ich war ja auch zu Beginn des Jahres mit meinem lieben Freund Martin in Italien unterwegs und da konnte ich auch nirgends meine Aussenküche aufbauen. Und just in diesem Moment dachte ich mir, warum eigentlich keine Heckküche wie bei einem Bulli? Das wäre die Lösung des Problems; endlich unkompliziert, spontan und vor allem SCHNELL kochen können. Ich habe mich dann im Internet nach fertigen Auszügen für den Bulli umgesehen um Ideen einzusammeln. Dabei fiel mir eben vieles auf was wir seit Jahren machen was aber eigentlich nicht sinnvoll, sondern lediglich Gewohnheit ist. Ich begann also unser komplettes Verhalten im Urlaub durchzugehen und analysierte sowohl unsere eingefahrenen Gepflogenheiten wie auch unsere Art Sachen zu verstauen. Dabei fand ich unzählige Sachen die man besser gliedern oder umsortieren könnte. Warum nicht alles was mit Kochen zu tun hat gleich hinten im Heck verstauen und nur noch Sachen im Wohnraum lagern die man auch dort braucht. Bei der Gelegenheit habe ich auch so manche Sache in die Hand genommen die wir eigentlich seit Anbeginn umherfahren ohne sie je benutzt zu haben. Es wurde also auch so einiges ausgemustert. Als dann feststand was beim Inventar bleiben wird, habe ich überlegt wo dann was hin muss und wo ich welchen Platz dafür benötige. Aber darauf folge eine Novelle an Neuerungen die ich auch Schritt für Schritt erzählen werde.

Normalerweise wenn ich eine Idee habe schnappe ich mir schnell einen Zettel und kritzle das grob auf und sehe dann auch wie welches Brett mit welchem zusammengebaut wird. Das gelang mir bislang immer. Dieses Mal hab ich auf Papier bestimmt 10 Mal angesetzt und alles wieder zerknüllt. Ich war total gefrustet und konnte nicht verstehen warum das diesmal nicht funktioniert wie ich das gewohnt bin. Später stellt ich fest, dass ich wollte, dass die Küche nicht nur gewitzt und multifunktional ist, sondern sie musste einfach perfekt werden. Und bei vielen Funktionen und Möglichkeiten wusste ich einfach nicht wie ich die in meinen Skizzen noch einzeichnen sollte wenn ich den Grundkorpus schon gezeichnet hatte. Da wurde Einiges von Einigem verdeckt. Als ich das erkannt hatte, wusste ich, dass ich diesmal technischer vorgehen musste; ich brauchte eine Planer-Software. Da fiel mir ein, dass viele dafür Sketchup verwenden. Das habe ich mir angesehen aber das war mir persönlich zu unintuitiv. Nach intensiver Suche stieß ich auf Moblo 3D, welches mich sofort ansprach. Sofort begann ich erste Bretter zu erstellen und schwupps war der Auszug fertig konstruiert. Ich konnte Bretter schieben, drehen und skalieren bis es so passte wie ich wollte. Das Programm spuckte sogar die Teileliste mit allen Zuschnittmaßen aus. Ich war so begeistert davon, dass ich eine Idee nach der anderen hatte und plötzlich waren 75% des gesamten Heckfaches komplett umkonstruiert. Das wurde echt zu einem Großprojekt. Ich konnte in dem Zuge auch bei der Lagerung der Campingmöbel Dinge ändern die mich immer gestört hatten. Plötzlich konnte ich ganz viele alte Baustellen in einem Aufwasch in Ordnung bringen. Dabei wurde mir allerdings klar, dass dieses "Möbel" sauschwer werden würde, würde ich es wie immer aus Span-Dekor bauen. Mein Freund Martin, seines Zeichens Schreiner, riet mir zu Sperrholz, was mir erstmal alle Haare aufstellte. Ich hasse diesen gelblichen Laubsägearbeiten-Look. Das sieht für mich in vielen selbstgebauten Wohnmobilen nicht nach Wohnung, sondern nach selbstgebauten Kellermöbeln aus. Sorry, ich meins nicht böse, aber ich mag es halt nicht.

Also beschäftigte ich mich erstmal ausgiebig mit den Möglichkeiten zur Oberflächenbehandlung bei Sperrholz. Ich erspare euch jetzt alles was ich gefunden habe. Rausgekommen bin ich auf jeden Fall beim Ölen mit Hartöl. Dieses gibt es eben auch farbig. Ich habe mir eine Dose mit Farbton "Palisander" gekauft und dann auf einem Reststück MPX erstmal ausprobiert wie das aussieht. Das MPX ist auch nicht sonderlich schön im Naturzustand, aber als ich das Palisander dort aufgepinselt habe und 20min einwirken ließ, kam die Maserung wunderschön zur Geltung und ich war hin und weg. Die Entscheidung war gefallen: ich baue dieses komplexe Gebilde aus Sperrholz. Dann trägt das auch nicht so krass vom Gewicht her auf. Nun konnte ich meine Planung und Konstruktion ruhigen Gewissens fertigstellen. Folgendes war mir dabei wichtig:

 

1. Einen 60cm tiefen Auszug auf einer Höhe auf der ich bei meiner Größe komfortabel kochen kann (Stehhöhe)

2. Eine Gaskochstelle aus einem mobilen Kocher

3. ein Fach für Töpfe und Kochgeschirr

4. ausziehbare und klappbare Arbeitsflächen

5. Ein Toplader-Fach das eine Arbeitsfläche hat, die nicht aufgeklappt, sondern angehoben wird, dass sie trotzdem horizontal und nutzbar bleibt wenn man in das Fach muss

 

All dies habe ich in meine Planung miteinbezogen, und als alles konstruiert war, ließ ich das Holz endlich zuschneiden. Ich konnte es kaum abwarten mit dem Bau anzufangen. Dann kam die enorm positive Überraschung: Als ich das zugeschnittene Holz in 10mm Stärke abgeholt hatte, stellte ich fest wie unglaublich leicht Pappelsperrholz ist. Es ist nämlich sehr sehr viel leichter als ich gedacht habe. Das war fast so leicht wie Pappe. Unglaublich! Eine Herausforderung war allerdings die dünne Wandstärke von 10mm die mich in eine neue Arbeitsweise – weg von Schrauben hin zum Kleben – zwang. Im Gegensatz zu meinem alten System mit drei Akkuschraubern mit je Bohrer, Senker und Bit, war ich nun mit Schraubzwingen unterwegs und fühlte mich krass ausgebremst, weil ich ja immer auf das Aushärten des Klebers warten musste bis ich weiterarbeiten konnte. Aber der Auszug nahm langsam Form an und ich lernte, dass ich zwischen den einzelnen Elementen springen kann. Während ein Bauteil aushärtete, arbeitete ich eben an dem anderen Bauteil weiter; und Bauteile gabs bei diesem Generalumbau ja echt genügend. Diese Arbeitsweise war zwar ungewohnt ging dann aber doch ganz gut.

Ich bemerkte dann auch wie leicht es sich mit den Bauteilen arbeiten ließ wenn ganze Schrankeinheiten kaum Gewicht haben und man sie spielend leicht rum heben kann. Man kann dann automatisch auch vorsichtiger damit hantieren. Alsbald waren alle Einzelteile gefertigt und es konnte ans Schleifen und Ölen gehen. Wichtig war, bei allen farblich geölten Teilen in etwa die gleiche Menge aufzutragen und eine identische Einwirkzeit zu haben. Denn es stellte sich heraus, dass bei untschiedlichen Ölmengen und Zeiten die Ergebnisse signifikant unterschiedlich waren. Das ist mir leider erst beim Einbau aufgefallen, dass nicht alle Türen exakt gleich geworden sind. Das lag aber auch daran, dass ich so manches Brett im Nachgang nochmal zuschneiden lassen musste, und dies dann offensichtlich aus einer anderen Charge gewesen sein musste. Nichts davon war jedoch so dramatisch, dass ich mich deswegen ärgern müsste.

Mein Tipp:

Man sollte immer mehrere Bretter gleichzeitig mit Öl bestreichen. Vorher man sollte sich die Maserung/ Marmorierung  genau ansehen und indentifizieren wo die dunkleren Stellen sind. Diese sind im Rohzustand oft kaum zu erkennen. Aber genau auf diese Stellen sollte man das Öl etwas dicker auftragen, damit diese Stellen stärker nachdunkeln. so kann man die natürliche Struktur noch gezielter herausarbeiten. Ich habe beste Ergbnisse bei einer Einwirkzeit von ca. 2 Stunden erzielt. Entgegen der Herstellerempfehlung habe ich das Öl wirklich überschüssig aufgetragen und das Holz wirklich aufsaugen lassen was es schafft. Den Rest habe ich nach der Einwirkzeit weggewischt. Danach musste das Holz ca. 24 Stunden trocknen. Danach ist es fertig. ABER, es stinkt in meinen Augen abartig. Ich weiss es gibt Leute die mögen den Geruch aber ich finde ihn echt lästig. Ich habe den Fehler gemacht die Bretter sofort einzubauen, weil ich dachte der Geruch verflüchtige sich schnell. Das war ein Irrglaube. Ich hatte es vor dem Urlaub noch versucht immer wieder ein paar Stunden bei offener Türe auszulüften, und sitze jetzt im Urlaub auf dem Campingplatz und nutze immernoch jede mögliche Minute um die Hecktüre aufzureissen damit der Geruch ablüften kann. Das geht nur sehr langsam von statten. Und ich rieche es jede Nacht wenn der Wagen zu ist. Also mein Rat: lasst es vorher im Keller ausstinken bevor ihr es einbaut!

Als das Heckfach mit seinen Fächern für die Campingmöbel, das neue Batteriefach und allen anderen Klappfächern fertig war, konnte ich damit beginnen die ganzen Türen zu montieren. Das ging wunderbar. Allerdings muss ich hier noch eine Baustelle erwähnen die mein Leben quasi verändert hat. Ich habe hier ersmtals Pull-Lock Mechaniken anstatt Push-Locks verwendet. Und ich muss sagen: eine Offenbarung!!! Ich hatte in meiner Selbstausbauer-Karriere nun Push-Locks in unterschiedlichen Preiskategorien verwendet und ich fand die immer total fiddelig bei der Montage und äußerst hakelig in der Bedienung. Auch meine Mädels haben oft darüber geflucht. Die Pull-Locks hingegen sind der Wahnsinn. Sie sind komplett aus Metall gefertigt, sind total easy in der Installation und die Bedienung könnte butterweicher nicht sein. Ich werde in naher Zukunft das gesamte Auto auf Pull-Locks umstellen – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!

Nach der Montage der Türen und Verschlüsse war der Einbau des Auszugs dran. Dabei kamen Schwerlast-Vollauszüge zum Einsatz. Diese haben sowohl in der "eingeschobenen" wie auch in der "ausgezogenen" Stellung jeweils eine Rastfunktion. Das ist praktisch, da die Küche sich im ausgezogenen Zustand nicht wieder einschieben kann. Gerade wenn man leicht schräg steht, ist das von Vorteil. Nun waren eigentlich alle Holzteile an Ort und Stelle montiert und die Küche somit soweit fertig, ausgestattet zu werden.

Die Hebevorrichtung

Ich hatte oben im Auszug ein kleines flaches Fach eingeplant in das Kochbesteck und kleine Gewürzfläschchen ihren Platz bekommen sollten. Nun wollte ich aber nicht, dass ich oben die Platte benutze, und ich nun deswegen nicht mehr unten ins Fach komme, ohne oben alles wieder abzuräumen. Also wollte ich, dass dieses von oben zugängliche Fach einen Deckel mit Hebemechanismus bekommt. Leider gabs das nicht wirklich in meiner Größe, und das einizige was ich passend gefunden hatte war geisteskrank teuer. Also habe ich mir das auf den Fotos angesehen und das in einfachster Form nachgebaut. Das Material dazu hatte ich als Reste noch in meiner Aluminiumkiste. Ich habe mehrere Streifen und L-Winkel zurecht geschnitten und daraus die Hebevorrichtung in 20 Minuten zusammengebaut. Wie man unschwer erkennen kann, macht sie genau was sie soll.

Die ausziehbare Arbeitsfläche im Auszug

Wenn man größer kocht wird viel geschnippelt, oder man hat mehrere Schüsseln, oder muss einfach nur Zutaten ablegen. Nach dem Kochen will man beim Freistehen evtl noch Spülen und auch dafür braucht mal allerhand Ablageflächen. Hierfür habe ich eine 60x35cm große Ablagefläche auf einen Schwerlast-Vollauszug montiert die ich bei Bedarf einfach aus dem Auszug herausziehen kann. Auch dieses Brett kann also mit "relativ" viel Gewicht belastet werden.

Das Kistenfach

Bei all der Planung blieb in der Mitte ein Fach frei, dass in etwa das Format meiner grauen Stapelboxen hatte. Wenn ich die quer einsetzen würde, dann würden zwei davon genau hintereinader passen. Nur ich würde da immer auf die Seite dieser grauen Kisten blicken. Das gefällt mir nicht. auch eine echte Schublade hatte ich aber auch keine Lust. Also habe ich kurzerhand eine Seitenwand von einer der Kisten mit einer 3mm Sperholzplatte beklebt, welche ich vorher auch mit dem Palisanderöl bearbeitet hatte. Leider sah das Holz im Vorfeld schon leicht anders gemasert aus, weshalb es nach dem Ölen auch nicht 100% zum Rest passen wollte. Egal, das passt mir jetzt so. Ich hab dann als Griff zum Rausziehen einfach ein Pull-Lock zweckentfremdet, um die Optik zu wahren. Das funzt einfach perfekt. Diese Kisten sind nun das neue Zuhause für unsere Lebensmittel die jetzt auch nicht mehr im Wohnraum, sondern hinten in der Küche Platz finden. Und schon haben wie vorne wieder Platz für was anderes frei.

Das Nachölen:

Ich war zwar nun mit dem Hartölen bei allen Teilen fertig, aber ich dachte mir, es kann ja nicht schaden, alles Holz nochmal mit normalem Olivenöl weiter zu tränken. Eventuell nähme das Holz ja doch nochmal ein wenig Öl auf. Die Devise war, wenn da noch Potential ist, dann soll das Holz lieber Öl als Wasser aufnehmen. Tatsächlich hat sich das Holz auch bei dem Olivenöl nochmal einen kräftigen Schluck genehmigt. Auch dies habe ich satt aufgetragen und es hatte nach 30min nochmal relativ viel davon den Weg ins Holz gefundent. Das hatte zwei sehr positive Nebeneffekte. Erstens, das Braun wurde vom Rötlichen noch ein wenig ist Goldfarbene gezogen; wurde also vom Farbton noch etwas wärmer. Der Zweite positve Effekt war, dass das Olivenöl den Gestank des Hartöls noch etwas reduziert hatte. Irgendwie haben sich da wohl die Poren nochmal etwas verschlossen. Ich habe diesen Vorgang tatsächlich noch 2x wiederholt, wobei beim 2. Mal eigentlich kaum mehr was aufgenommen wurde. Jetzt kann ich mir sicher sein, dass etwaig vergossenes Wasser beim Kochen abperlen, und das Holz nicht aufquellen wird.

Der Kocher

Oh Gott eine bittersüße Geschichte. Ich hatte eine Fläche für ein einzelnes Kochfeld vorgesehen und hatte mir eigentlich einen Schlachtplan zurechtgelegt. Ich hatte mir mal bei Ebay so einen klappbaren Mini-Gaskocher mit 3500W gekauft. Den hatte ich so schon mal ausprobiert und war von dessen Power schier überwältigt. Ich wollte ihn von seinen Klappfüßen befreien und direkt in eine Blechplatte im Auszug einschrauben. Die Idee war hierbei, den Kocher nur für schnelle Gerichte mit einer einzelnen Platte zu nutzen, und bei größeren Kochaktionen unseren anderen Doppelkocher aus dem Wagen zu holen. Aber ich ging davon aus, dass in 9 von 10 Fällen tatsächlich der eingebaute Einzelkocher reichen würde. Ich habe das dann genau so umgesetzt und der Kocher hätte grundsätzlich auch funktioniert. Aber die Auflage für den Topf war mir mit ihren drei läppischen Auflagepunkten zu kippelig. Ich hatte Bedenken, dass mir beim geringsten Anstoßen an den Auszug, der Topf mit heissem Wasser entgegen kommen würde. Also brauchte ich eine standsichere Lösung. Meine simple Idee war, mit dem Schweissgerät einen runden Grillrost mit Durchmesser 20cm auf die drei Füße zu punkten. Damit hätte der Topf sicher auf dem Kocher gestanden. Als ich das umgesetzt hatte, wollte ich das direkt ausprobieren, und dann kam der Schock der alles veränderte: ich hab den Kocher auf kleinster Stufe gezündet und einen Topf mit etwas Wasser draufgestellt. Als alter Metaller weiss ich wie geschmolzener Stahl riecht und genau dieses Aroma habe ich nach ca. einer Minute gerochen. Als ich den Topf abgenommen hatte sah ich, dass es den Rost fast komplett weggeschmolzen hatte. Was ist das für ein Teufelskocher? Damit wurde mir irgendwie wieder einmal klar, dass die Chinesen da wieder was brandgefährliches auf dem Markt geworfen haben, ohne auf die Sicherheit der Kunden zu achten. Damit war dieser Kocher aus meiner Planung komplett gestrichen. Ich hatte ab hier wieder keinen Plan wie ich das machen sollte, da ich ja die gesamte Konstruktion um diesen Kocher herum geplant hatte.  Das war ernüchternd.

In Vorbereitung auf unseren anstehenden Sommerurlaub sind wir wegen diverser Besorgungen zu Decathlon gefahren. Als wir dort schon fast fertig waren, sind wir abschließend durch die Campingabteilung gelaufen und haben uns nach allerhand Campingtools umgesehen. Und plötzlich stand er da: mein neuer Kocher. Ich sah ihn und wusste instantmäßig was zu tun sein würde. Ich könnte vorne an den Auszug noch eine weitere Klappe montieren auf der, der Kocher dann stehen würde. So konnte ich sogar für mich die Höhe nochmal ein wenig nach unten nehmen. Dazu war dieses kompakte kleine Ding  noch ein Doppelkocher und ich könnte künftig den anderen riesigen Doppelkocher auch zuhause lassen. Da würde ich sogar noch Platz einsparen.

 

Genauso habe ich das dann umgesetzt, aber es gab eine Hürde: das Klappbrett konnte nämlich nicht so breit sein wie der Kocher, sondern nur so breit wie der Auszug. Somit wäre der Kocher nicht sicher gestanden. Also habe ich kurzerhand in der Mitte des Kochers ein 6mm Loch gebohrt und eines in das Brett darunter. In das Brett habe ich von unten eine Einschlagmutter eingequetscht und nun kann man den Kocher von oben mit einer Flügelschraube sichern. Nun ist der Kocher bombenfest gegen Verrutschen und Verdrehen gesichert.  Das einzige Manko, dass dieser Kocher in meinen Augen hat, ist der fehlende Piezo-Zünder. Ich musste mir hierfür ein Stabfeuerzeug besorgen. Somit ist auch dieses Problem ist gelöst.

 

Der erste Test

Nun konnte ich unser Geschirr nach dem neuen System einräumen und wollte das schnellstmöglich beta-testen bevor wir in den Urlaub fahren. So hätte ich noch Zeit gehabt zu reagieren, sollte irgendwas nicht so funktionieren wie geplant. Also habe ich meinen Freund Martin gefragt ob wir uns nicht eine Nacht irgendwo hinstellen, und den Abend mit Essen und einem tollen Gespräch verbringen wollen. Freundschaftspflege halt. Gesagt, getan. Die Küche funktionierte soweit perfekt. Der Kocher war in Windeseile aufgebaut und es funktionierte auch bei leichtem Wind erstaunlich gut, denn er war zwischen den beiden Hecktüren vom direkten Wind gut enkoppelt. Lediglich die Gaskartusche nervte mich total. Ich wusste nicht wohin damit. Dann hatten wir beide eine tolle Idee: man könnte sie einfach unterhalb des Klappbrettes mit Gummiseilen unten am Auszug befestigen. Bei abmontierter Kartusche würden die Gummiseile keinen Platz weg nehmen und das Schließen der Hecktür wird dadurch nicht beiträchtigt. Ich hatte ja alles dabei, also sind wir vor Ort gleich zur Tat geschritten und haben mit dem Akkubohrer die Löcher in den Auszug gebohrt und die Gummischnur, die ich zufällig dabei hatte, durchgefädelt und dann von hinten verknotet. Fertig. Funzt erstmal, und ist total simpel. Das Layout der Küche hat sich dabei auch bewährt und alles war da wo es sein sollte. Auf der ausziehbaren Ablage konnte ich hinterher bequem abspülen. Für einen ersten Test fiel mir bis auf das Problem mit der Kartusche nichts auf. Und das war ja jetzt auch behoben.

 

Der erste Urlaub und echte Real-Life-Einsatz.

Da wir an unserem ersten Urlaubsort nachts ankamen, haben wir uns einfach irgendwie auf die Parzelle gestellt und sind dann direkt schlafen gegangen. Morgens haben wir uns dann einfach zwei Stühle rausgestellt und haben erstmal ne halbe Stunde den Morgen genossen. Dann hatte ich spontan Bock auf ein Spiegelei – so ein Zufall aber auch. Das war die perfekte Gelegenheit zu testen wie sich die Küche spontan nutzen lässt. Und tatsächlich, alles war hinten griffbereit, auch die Eier. Nach nicht mal 7 Minuten hatte ich ein perfektes Spiegelei auf meinem Teller. Und so setzte sich das den gesamten bisherigen Urlaub fort. Abends war die Küche auch extrem schnell betriebsbereit und die Menge an Arbeitsflächen macht es einem echt einfach dort entspannt zu kochen. vorher haben wir immer am Esstisch geschnippelt und dann musste zum Essen wieder alles abgeräumt werden damit man für die Teller Platz hat. Das ist jetzt einfach anders. Was sich dabei noch ergeben hat: wenn man die Campingmöbel komplett aufgebaut hat, ist automatisch das gesamte Campingmöbelfach leer und das kann beim Kochen auch für das Ablegen von Zutaten genutzt werden. Einfach klasse!

 

Mein Fazit bisher ist, dass dieses elendige Gefühl von "oh mann, muss ich jetzt das ganze Geraffel zum Kochen aufbauen...nööö", wie weggeblasen ist! Wenn ich kochen will geht das nahezu ohne Vorbereitungszeit und wenn ich nicht will bleibt das Ganze eingeschoben im Heckfach. So einfach ist das jetzt. Und ich sehe mich jetzt schon auf dem Musikfestival nächstes Jahr mit einem Frühstücksei und einem Lächeln im Gesicht.

 

Ausführliches Fazit nach dem Sommerurlaub

Nun habe ich die Küche in verschiedenen Settings benutzt und sie ist einfach ein Traum. Während des Urlaubs habe ich allerdings noch ein paar Optimierungen vorgenommen. Beim Kochen von Frühstücksei, Salaten und Nudelgerichten fielen mir folgende Dinge auf:

 

1. ich habe keinen Mülleimer - also habe ich noch einen flachen Mülleimer zum Aufhängen gekauft. Es ging mir hierbei aber nicht um einen "Dauermülleimer", sondern einen um während des Kochens Zwiebelschalen und Fleischpapier usw. nicht offen liegen zu haben. Den Mülleimer habe ich nach jedem Kochen komplett geleert und sauber gemacht. Quasi wie einen Tischmülleimer.

 

2. ich hatte keine Ablagemöglichkeit für mein Kochgeschirr. Ich wollte es nicht irgendwo ablegen wo es dann Soßenflecken oder Schmierer hinterlässt. Also hatte ich die Idee die Pfannenwender und Löffel an Haken aufzuhängen. Dazu habe ich mir noch Klebehaken gekauft die ich vorne an den Mülleimer geklebt habe. Das war im Einsatz total praktisch.

 

3. Wir hatten vor Reisantritt die Teller und Schüsseln noch vorne im Wagen im Küchenschrank eingeräumt. Bei den ersten Mahlzeiten haben wir aber festgestellt, dass nicht nur das Kochgeschirr, sondern auch das Essgeschirr besser hinten aufgehoben wäre. Denn zum Anrichten der Teller musste man wieder erst rein in den Wagen und sie nach hinten zur Küche bringen. Das brachte aber einen Konflikt mitsich, denn oftmals wenn wir unterwegs sind, frühstücken wir im Wagen Brötchen oder Gebäck vom Bäcker. Da brauchen wir die Heckküche gar nicht. Auch trinken wir dabei gerne mal schnell einen Kaffee. Das dann jedes Mal aus der Heckküche rausholen würde uns auch total nerven. Dieses Essgeschirr haben wir vor Jahren in Bibione in einem Laden gekauft. Da wir dieses Jahr wieder dort waren, haben wir kurzerhand beschlossen, uns zu unseren flachen Tellern und Suppentellern noch die kleinen Frühstücksteller aus dem selben Set zu kaufen. Nun haben wir die Tassen und die Frühstücksteller vorne im Wagen, und den Rest hinten in der Küche. Passt perfekt.

 

4. Unsere Gewürze die wir im Vorfeld konfektioniert hatten waren sowohl von der Menge, als auch von der Auswahl gut ausgewählt. Nur eines hatte ich komplett vergessen: Salz! Wir hatten kein Korn Salz dabei. Also haben wir noch eine kleine Salzmühle und eine kleine Packung Jodsalz gekauft. Passte auch perfekt ind unsere Vorratskiste.

 

5. Zum Ende der Urlaubsreise haben wir beim Freistehen nochmal gekocht und danach abgespült. Die Küche hat beim Kochen wie immer sehr gut funktioniert. Aber wir hatten den gesamten Urlaub in der Infrastruktur der jeweiligen Campingplätze abgespült - nie am Wagen. Am letzten Tag schon. Auch das hat sehr gut funktioniert. Leider nur mit kaltem Wasser, was dafür gesorgt hatte, dass die Oberflächen nicht ganz fettfrei wurden. Nächstes Mal würde ich Wasser mit dem Wasserkocher erhitzen und dann warm abspülen. Alles andere war super.

 

6. die Vorratkisten sind vom Volumen her ausreichend und ich konnte nun eine für die Kochzutaten und eine für Kochgeschirr einräumen. Das ist echt top. Auf der Rückreise kann man hier sogaqr Lebensmittel-Mitbringsel unterbrigen, weil die Lebensmittel darin fast aufgebraucht sind.

 

7. Der Kocher. Der ist sein Geld wert. Die Töpfe und Pfannen stehen sicher darauf und seine Leistung ist echt ausreichend. Er hat auch die windigen Situationen im Heckbereich gut gemeistert. Die Kartusche CV470 ist auch nach dem Urlaub noch nicht leer, hat also einen kompletten Sommerurlaub gehalten. Da der Kocher einen Druckminderer hat, war der Druck über den kompletten Lebenszyklus konstant hoch, was dazu führt, dass ich das Verhalten des Kochers verinnerlchen konnte, was mir bei meinem alten Kocher nie gelungen ist. Dort wurde der Druck zum Lebensende der Kartusche immer schwächer. Die einzigre Änderung die ich hier vornehmen musste war bei der Gummizug-Halterung für die Kartusche. Doie ist mir immer nach unten weggerutscht. Ich habe einfach von unten einen Anschlag in Form einer Beilagscheibe angeschraubt und schon hielt die Kartusche jedesmal perfekt.

 

Das Projekt Heckküche ist nun abgeschlossen und ich werte es als vollen Erfolg!

BTW: ich danke dem unbekannten Bullifahrer mit seiner Heckküche für den Impuls den er mit gegeben hat. Das ist für mich kaum aufzuwiegen.

 

 

Verwendete Werkzeuge und Utensilien:

- Sperrholz, ca. 8qm 160,- EUR

- Campingaz Kocher 60,- EUR

- Hart-Öl ca, 30,- EUR

- Pull-Lock Mechaniken 40,- EUR

- diverse Materialien, ca. 80,- EUR

 

Reste die ich da hatte:

- Blech Kantenschutz

- Alublech

 

 

 

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