Mein Peugeot Boxer

Modell: Peugeot Boxer Modelvariante 3 - Bis auf Motor baugleich mit Ducato 3

Ausführung: Light (kurz) L2 mit Hochdach H2

Motorisierung: 2,2l Diesel, 88kw, 120PS
Baujahr: 2011
Laufleistung: 90.000km

Getriebeart: 6-Gang Schaltung

Gesamtgewicht: 3300kg

Kaufpreis: 7000 EUR

 

 

Der Kastenwagen vor dem Umbau zum Wohnmobil
Da steht er. Als er noch jungfräulich darauf gewartet hatte von mir in ein Traummobil verwandelt zu werden. Von der Substanz her, war er eigentlich sehr gut in Schuss. Er hatte keinen Rost, keine Dellen und nur ganz wenige Stellen im Lack an denen man erkennen konnte, dass der Wagen ein Vorleben als Nutzfahrzeug hatte. Aber der Zustand war natürlich nicht so wie ich mir das für das fertige Produkt vorgestellt hätte. Auf dem Bild sieht das nicht so schlimm aus, aber der Lack war sehr stark verwittert und die Schürzen von der Sonne stark ausgebleicht. Außerdem waren noch Teile der Beklebung vom Vorbesitzer dran.
Wie bereits erwähnt, hatte ich den Wagen gebraucht unter Ausschluss jeglicher Garantie gekauft. Zwar hatte er eine neu bestandene Hauptuntersuchung, was mich zu der Annahme verleitet hatte der Wagen wäre top in Schuss, aber es waren doch einige Dinge sehr zweifelhaft. Die Frage ist, ob er direkt beim TÜV so durch die Hauptuntersuchung gekommen wäre. Kleiner Tipp, wenn das ausführende Institut nicht der TÜV war und der Name des Prüfers dem Namen des Verkäufers irgendwie phonetisch stark ähnelt, wäre das der Moment die Alarmglocken losgehen sollten. Ich habe den Wagen abgeholt und bei mir vor der Tür abgestellt. Als ich den Wagen abschließen wollte, hat sich das Fahrzeug nicht verschließen lassen. Der Blinker hat zwar nach dem Drücken auf die Zentralverriegelung reagiert, aber die Türen blieben unverschlossen. Hat genau zwei Stunden gedauert bis ich festgestellt habe, dass der Kontaktschalter der Hecktüren nicht ganz ok ist, und man die hinteren Türen kräftig zuschlagen muss, damit der Schalter erkennt, dass die Türe zu ist. Erst dann erkennt die Steuerung, dass alle Türen "geschlossen" sind und dann verriegelt die ZV. Die eigentliche böse Überraschung kam ein paar Tage später, nachdem ich schon angefangen hatte hinten die ersten Einbauten zu machen und ich schon alle Originalverkleidungen rausgerissen und entsorgt hatte. Unter meinem Motor war eine kleine aber deutliche Ölpfütze. Innerhalb von Sekunden hatte ich eine Flut von Gedanken und tausend Szenarien durchgespielt. Da war von "...bestimmt ist es nichts Schlimmes..." bis "...fuck, die Karre kannste verschrotten. Das Geld is futsch..." alles dabei. Ich dachte mir dann, ich fahr das Teil jetzt mal in eine Werkstatt und kläre das ab. Ich habe ihn aber einfach nicht gestartet bekommen. Ich habe ihn angeorgelt und immer wenn er dann lief ist er sofort wieder ausgegangen. Ich habe dann bemerkt, dass es nicht am Motor lag sondern, dass der Schlüssel nicht in Position blieb. Er ist immer wieder auf 0 zurückgeschnappt, weil der Schlüsselbund ihn mit seinem Gewicht zurückgezogen hatte. Schlüsselbund abgemacht und dann mit viel Feingefühl den Schlüssel gedreht und los gings.

In der Werkstatt wurde meine (unfachmännische) Einschätzung bestätigt, dass der Wagen an sich von der Substanz her sehr gut in Schuss ist. Man sieht keinen Rost am Unterboden, keine Unfälle und der Rahmen ist auch nicht verzogen. Rein vom Zustand her, würde der KFZ-Meister sogar die 90.000km bestätigen. Allerdings der Motor ließ ihn die Stirn runzeln. Der Satz begann mit "... da ist eigentlich nur ein 5 EUR Teil defekt.."., so dass ich für eine Millisekunde beruhigt war. Dann ging der Satz leider weiter ".. aber der Einbau ist extrem aufwendig. Das wird alles in Allem ca. 1000 EUR kosten." Dazu kam dann noch, dass der Zündschalter des Zündschlossses defekt war, die hintere linke Blattfeder war am Auge gebrochen und eine Achsmanschette war auch undicht. Von den runtergefahrenen hinteren Bremsen, die er als krass bezeichnete, ganz zu schweigen. Als er gefragt hatte wie lange das Fahrzeug noch TÜV hätte und ich im entgegnete, dass der gerade vor einer Woche durch die Hauptuntersuchung kam, war der Gesichtsausdruck eindeutig. Sein Kommentar war dann kurz und überzeugt "... das war dann aber nicht direkt beim TÜV." Alles in Allem kamen die Reparaturen auf knapp 3000 EUR.

Ich kann es im nachhinein nicht beweisen, aber das ganze stinkt echt stark danach, dass das ein abgekartetes Spiel war. Fahrzeuge die Öl verlieren kommen nicht durch den TÜV weil das ein Umweltvergehen ist. Punkt. Fahrzeuge bei denen die Bremsen "runter" sind, kommen nicht durch den TÜV weil das ein Sicherheitsproblem ist. Punkt. Aber, jetzt steht man da hat sich endlich durchgerungen seinen Traum zu verwirklichen, hat Geld investiert, und eine Reklamation hatte man im Vorfeld ausgeschlossen. Man weiss auch, man bekommt das Fahrzeug in dem Zustand zu dem Preis nicht wieder verkauft. Und würde man das Fahrzeug trotzdem wieder abstoßen, hätte man Geld versenkt und seinen Traum wieder aufgegeben. Was also tun? Ganz einfach: man darf sich nicht beirren lassen. Das Ziel fokussieren, die zusätzliche Hürde überwinden und die Ärmel hochkrempeln.

Ein Tipp zum Schluss: Ich war so dämlich, dass ich, vom Ziel geblendet und vom Budget in meine Schranken gewiesen, falsche Entscheidungen getroffen habe. Weil dieser Händler der einzige war der mir ein Nutzfahrzeug verkaufen wollte, war meine Befürchtung, dass ich kein anderes Fahrzeug bekomme. Und deswegen habe ich das Fahrzeug nur selbst in Augenschein genommen aber nicht genauer untersuchen lassen, z .B. beim ADAC. Ich habe es dann riskanterweise gekauft. Geht dieses Risiko nicht ein. Wenn Ihr euch für ein Fahrzeug entschieden habt, dann nehmt, Erstens jemanden mit der vom Fach ist, und Zweitens investiert die 100 EUR beim ADAC und lasst das Auto checken bevor Ihr zuschlagt. Dann gibt es kein böses Erwachen. Ansonsten, nicht unterkriegen lassen!